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Das riesige Feld der über 200 Optimisten konnte nur durch die Aufteilung in drei Startgruppen bewältigt werden. Dennoch gab es auf dem Kurs viel Drängelei und Geschrei an den Rundungsmarken mit den Rufen nach Protest und Strafkringeln. Im Feld der Akteure sind auch diverse Teilnehmer von den Weltmeisterschaften, die erst zum Ende der vergangenen Woche in Thailand zu Ende gegangen sind. Sie müssen sich erst noch in Travemünde akklimatisieren. An der Spitze stehen zwei Mädchen aus dem Süden Deutschlands. Hannah Lanzinger vom Chiemsee und Franziska Nussbaumer vom Bodensee segelten in ihren Gruppen im Gleichklang zueinander. Mit jeweils einem zweiten und einem ersten Platz teilen sie sich aktuell die Spitzenposition.
Teeny
Im vergangenen Jahr landete Stefan Schmidt (Seeburger See) bei der Deutschen Jüngstenmeisterschaft der Teenys mit seinem Vorschoter Timo Wacke auf Platz zwei. Nach dem Abgang der Vorjahresmeister scheint der Weg frei zu sein für Schmidt. Allerdings musste sich der Vizemeister 2016 in der Wahl seiner Crew neu orientieren. Timo Wacke ist zu alt für den Teeny, so dass nun Moritz Kretschmar die Strippen im Vorschiff zieht. Offenbar funktioniert auch diese Kombination, denn die Mannschaft Schmidt/Kretschmar führt nach zwei Wettfahrten das Feld der Teenys an. „Die Bedingungen mit dem leichten Wind passten uns sehr gut, denn wir sind eine leichte Mannschaft“, so Schmidt. Angesprochen auf die Favoritenrolle und die eigenen Ambitionen sagte er zurückhaltend: „Wir wollen so gut segeln wie möglich.“
O'pen Bic
Vor wenigen Wochen hat Leonard Beyer (Hamburg) bei der Ranglisten-Regatta vor Grömitz gezeigt, wie man eine blitzsaubere Serie segelt. Ausschließlich erste Plätze hatte er an Pfingsten eingefahren und war danach zum internationalen Event nach Bermudas gereist, wo er als Zweiter eine starke Leistung zeigte. Zum Start der IDJM musste er zwar einen fünften Platz verkraften, hat mit zwei ersten Plätzen in den drei Rennen aber dennoch die Führung vor Matti Biedermann (Krefeld) inne.
Europe
Einen starken Tag erwischte Robert Zink (Marl). Der Siebte der Europe-Rangliste gewann am Abend nicht nur das Showrennen auf der Trave, er drückte auch der ersten offiziellen Wettfahrt seinen Stempel auf. Dem Tagessieg ließ er einen vierten Rang folgen und setzte sich damit an die Spitze vor Vincent Schrader (Hüde), der nach Platz vier im Vorjahr zu den Mitfavoriten auf den Titel in diesem Jahr gehört. Wegen einiger Frühstart-Disqualifikation ist die aktuelle Liste aber noch etwas zerrissen. Einige Top-Segler kassierten volle Punktzahl und werden in den kommenden Tagen versuchen, den Ausrutscher wieder auszubügeln.
29er
Welche breite internationale Klasse bei den 29ern vor Travemünde am Start ist, zeigte sich gleich am ersten Tag der Meisterschaften. Vier Nationen tummeln sich in den Top-Ten, und die Ergebnisse gingen kräftig auf und ab. Keine Crew kam völlig unbeschadet von der Bahn. Die aktuelle Führungsposition haben die Norweger Mathias Berthet/Alexander Franks Penty mit zwei Tagessiegen und einem zehnten Platz übernommen. Erste Verfolger sind Moritz Buck/Luca Schneider. Die beiden Jungs vom Bodensee düpieren bisher die nationale Konkurrenz, stehen sie in der nationalen Rangliste doch aktuell nur auf dem 25. Platz. Aber die Titelverteidiger Paul Pietzcker/Linus von Oppen (Berlin) sind nach drei Rennen auf Platz vier noch in guter Schlagdistanz.
420er
Das größte Feld in den Zweihand-Klassen wird angeführt von den Mädchen – und das in überzeugender Manier. Theresa Steinlein/Lina Plettner vom Bayerischen YC demonstrierten mit zwei Tagessiegen eindrucksvoll ihre Stärke im Feld der 83 Crews. Allerdings ist ihr Vorsprung vor Inga-Marie Hofmann/Henrike Leitl nur minimal. In der anderen Startgruppe segelten die Düsseldorferinnen auf die Plätze 1 und 2. Somit muss das beste Jungs-Team, Daniel Göttlich/Linus Klasen (Berlin), vorerst mit Rang drei zufrieden sein. Lennart Kuss/Paul Arp (Warnemünde), die zur Kieler Woche mit einem Medaillenplatz groß auftrumpften, stehen bereits vor dem Sprung in die nächste Klasse. Ihre Körpergröße passt nicht mehr optimal zum 420er. Bei den leichten Winden liegen sie somit im Zwischenklassement auf Rang sieben. Ihnen wird die Windvorhersage für die kommenden Tage mit deutlich stärkeren Winden entgegenkommen.
Pirat
Mächtig Wirbel gab es bei den Piraten nach der Rückkehr an Land. Unter den Athleten und der Wettfahrtleitung bestand Uneinigkeit darüber, welcher Kurs am Startschiff angeschlagen war. So war die gesamte Flotte der Segler den Outerloop gesegelt, Wettfahrtleiter Moritz Stegmann hatte aber den Innerloop segeln lassen wollen und war auch der Meinung, diesen Kurs angeschlagen zu haben. So sollte am Abend die Jury nach der Schilderung beider Seiten darüber entscheiden, wie das Rennen gewertet wird. Am Ende kam es aber gar nicht zu einem Urteil. Da alle den gleichen Kurs gesegelt waren und niemand einen Vorteil hatte, wurde das Rennen nach dem entsprechenden Zieldurchgang gewertet. Somit gehen die Titelverteidiger Tobias Call/Nick Houben (Aachen) mit zwei Siegen als klar Führende aus dem ersten Tag heraus.
Bic Techno/Bic Techno Plus
Die Surfer sind aktuell im Wiederaufbau einer Regatta-Gruppe. Und mit insgesamt 15 Startern in den beiden Gruppen ist die Basis schon mal gelegt. Bei den leichten Winden fühlten sich die Athleten vom Chiemsee wie zuhause. Samy Vielhuber bei den Bic Techno und Selina Horber bei den größeren Bic Techno Plus gingen in den beiden Tagesrennen jeweils zweimal als Erste durch das Ziel und sorgen somit für eine doppelte Führung des Regatta-Surf-Club vom Chiemsee.
Trias
Ben Uerlichs/Nils Dauber/Markus Ludwigs vom Rursee scheint der Sieg bei den Trias kaum mehr zu nehmen sein. Zwar konnten sie in den beiden Tagesrennen nicht die gleichen erfolge abrufen wie an den Vortagen, aber die Ränge drei und zwei reichten, um die Spitzenposition vor dem zweimal erfolgreichen Team um Roderich Uerlichs auf Distanz zu halten. Damit steht am Abschlusstag zwar ein Vater-Sohn-Duell aus, aber der Sohn hat mit sechs Punkten Vorsprung die deutlich besseren.
O'pen Bic – die Klasse, in der Gemeinschaft gelebt wird
Sportlich und kommunikativ geht es zu bei den O'pen Bic. Foto: segel-bilder.de |
Für 37 O'pen-Bic-Segler startete heute der nationale Höhepunkt der Saison: die Internationale Deutsche Jugendmeisterschaft (IDJM). Doch für die noch recht junge Klasse zählt neben dem sportlichen Ehrgeiz vor allem „das Feeling, die gemeinsame Freude am Boot, das miteinander Segeln und das Pflegen eines freundschaftlichen Verhältnisses innerhalb der Klasse“.
Das berichtet Marcus Cremer, Vorsitzender der Klassenvereinigung O'pen Bic. „Der rege Austausch von Wissen, Erfahrungen, nicht selten aber auch von Ersatzteilen und Material bilden gewisse Standards“, fügt Cremer, der vor zwei Tagen einstimmig in seinem Amt bestätigt wurde, hinzu. Auch vereinsübergreifende Kooperationen und gute Zusammenarbeit sind üblich.
Der O'pen Bic ist die Verbindung zwischen dem Optimist und der neueren Generation rasanter Skiffs. Zum einen bildet er für junge Talente, die nach der Opti-Ausbildung auf ein schnelles Skiff, wie den 29er, wechseln möchten, die ideale Vorstufe. Zum anderen „bietet das Boot eine gute Möglichkeit, um als erfahrener Opti-Segler aus dem sehr großen Regattafeld in ein kleineres Feld zu wechseln, um so z. B. die Chance zu bekommen, an Europa- und Weltmeisterschaften teilzunehmen“, erklärt der Jugendwart des Lübecker YC, Oliver Harnack. Für das ehemalige O'pen-Bic-Talent des LYC, Carolina Horlbeck, eröffneten sich durch diesen Wechsel neue Türen. Bis an die Spitze der deutschen Rangliste konnte sie sich vorarbeiten, nahm an der O'pen-Bic-Weltmeisterschaft teil und vertrat den LYC auf den Bermudas im Rahmenprogramm des America's Cup. Der LYC ist im Feld der O'pen Bics gut aufgestellt und wird bei den IDJM auf der Travemünder Woche von fünf Nachwuchsseglern vertreten. Carolina Horlbeck ist indes inzwischen im 29er aktiv. So hat die Favoritenrolle Leo Beyer vom Hamburger SC inne, der schon in den Nacra15 gewechselt ist, zur IDJM aber noch mal ganz groß rauskommen will.
Aktuell sind ungefähr 10.000 Nachwuchssegler im Alter zwischen 8 und 17 Jahren weltweit auf der schnellen Gleitjolle unterwegs, „und die Nachfrage ist weiterhin vorhanden“, erklärt Cremer, und wird von Harnack bestätigt.
Der O'pen Bic besticht durch seine robuste Konstruktion, gepaart mit technischer Raffinesse und modernem Design. Es handelt sich um eine normierte Einheitsklasse, bei dessen Herstellung dauerelastisches, UV-beständiges und bruchfestes Material verwendet wird. Die Boote gehen nahezu identisch an den Start. Zudem gibt es standardisierte Ersatzteile, wodurch der O'pen Bic viele Jahre wettbewerbsfähig bleibt. „Leo Beyer segelt mit einem zig Jahre alten Boot, welches bereits 2010 an einer Meisterschaft teilgenommen hat und es ist immer noch sehr schnell“, gibt Cremer ein Beispiel für die robuste und langanhaltende Qualität der Einhand-Jolle. 55 Kg im komplett aufgebauten Zustand machen den O'pen Bic leicht und mobil, und mit rund 3.000 Euro für ein neuwertiges Modell ist er für viele erschwinglich. Rolf Abratis, Travemünder Woche. Ergebnisse >