Der Rietli Hafen war schon recht mit Holz gefüllt, in der Einfahrt war aber noch eine Durchfahrt frei... Wind aus Nord. Oh verdammt, mein Startboot und mein zugemieteter Schlauch komplett von Holz umgeben. Telefon zur Hand - Alarm ... dann den Schlauch in venezianischer Gondoliere-Manier irgendwie durch das Holz aus dem Hafen staken. Das ganze Ufer von der Goldachmündung bis zum Hafen – ein riesiges Holzfeld. Der Wind, unterdessen aus Nordost, schiebt das Holz in die Hafenmündung – wohl Game over für die im Hafen eingesperrten Boote!
Rufe nach Startverschiebung erschallen. Nein, Start ist um 13 Uhr! Unterdessen sieht man Schiffe auf's Rietli zuhalten. Die Hilfsboote werden über die Aussenrampe bei auflandigen Wellen zwischen die tanzenden Baumstämme gewassert. Die Feuerwehr ist vor Ort, legt eine Sperre, dann kommen Bauunternehmer mit ihren grossen Greifarmen. Abenteuerliches wird erzählt: ein neuer See sei im Sammelplatz oben entstanden, gross genug für Regatten – Keller seien im unteren Rheintal geflutet – das Einkaufszentrum Rheinpark im Wasser – Strassen im Appenzellerland gesperrt usw. Telefone mit Absagen folgen. Die Hilfsboote empfangen die eintreffenden Schiffe, machen Personentransporte an Land, geben Auskunft, ziehen Startgelder ein, einige Boote laufen die benachbarten Häfen an, wo wir die Teilnehmer mit Auto-Transporten ins Rietli bringen. Ein neues Startschiff muss organisiert werden. Ueber allem tront die bange Frage: bringen wir die eingesperrten Boote bis zum Start aus dem Hafen raus?
An Land relativ wenig Teilnehmer im Zelt, ebenso an der Steuermann-Besprechung um 11 Uhr. Der Hafen im alten Rhein ist ebenfalls zu, wir können zwei Teilnehmer auf deutsche Boote vermitteln. Das Seerettungsboot ist unterdessen im Rietli-Hafen an Dalben festgemacht und lässt die Motoren laufen – im entstehenden Strom schwimmen die Baummassen Richtung Greifarme, eine Gasse tut sich auf, das erste Boot wird mit schieben, ziehen, drücken von Dalben zu Dalben in die Hafeneinfahrt geschoben – die anderen folgen. Um 13 Uhr der Start – alle Boote aus dem Rietli Hafen sind mit dabei – zwei Frühstarter am rechten Ende, die sich aber entlasten. Schwacher Wind aus Nord – die Schiffe schleichen davon – werden schneller.
Regenwände auf dem See – auch über uns. Verschnaufpause für die Wassercrew, auch an Land für die vielen Helfer, die den Hafen freigemacht haben und nun das Clubhaus bevölkern. Vom YCLA erfahren wir, dass viele Segler in einem Windloch festhängen. Unterdessen weht der Wind aus Südwest mit 2-3 Bft. Aus den Regenwolken tauchen die Silhouetten der ersten Boote auf. Um 15:33h rauscht die Skinfit von Fritz Trippolt durch's Ziel, 18 Minuten später die Green Horny von Sammy Smits, um 15:56h der erste Einrümpfer, die Wild Lady von Wolfgang Palm, gefolgt 2 Minuten später von der Snow White von Alexander Mrugowski.
Weitere Boote auseinandergezogen bei wenig Wind folgen. Dann die Meldung eines Teilnehmers, dass sie vor Langenargen einen Segellehrer aus dem Wasser geborgen haben – der wollte nicht mit in die Schweiz, sondern zurück zu seinen Segelschülern... Langenargen meldet 77 Boote durch, sie ziehen die Boje ein. Wir sind unterdessen eifrig am notieren. Am Abend zeigt sich die Sonne, es ist kühl. Im Rietlihafen wehen die zum Trocknen aufgehängten Spi's in bunten Farben im untergehenden Sonnenlicht. Um 19:27h fährt der letzte gewertete 75igste Teilnehmer ins Ziel.
Um 19:30h ziehen wir die blaue Flagge ein. Im Festzelt/Clubhaus herrscht gute Stimmung – warmes und schmackhaftes Essen – dazu die lüpfige Musik des „Echo vom Säntis“ aus dem Appenzellerland. Die Auswertungen brauchen Zeit, dafür gibt's keine Proteste, was Zeit spart. Clubhaus und Zelt füllen sich, die Küchenbrigade hat zu tun. Um ca 21:30h die Rangverkündigung, gefolgt von Preisverlosungen. Je länger der Abend – desto besser die Stimmung – Tanzbeine werden geschwungen – Stimmung wie an einer Stobete.
Es war eine ganz besondere Quer, die wohl Unvergessen bleibt. Ein grosses Dankeschön an unsere Sponsoren und Gönner. Ein riesiges Dankeschön an alle Helfer des SCR und YCLA, der Feuerwehr, der Gemeinde, den Baufirmen, der Seerettung, und all die, welche ich wohl Vergessen habe, die mit Ihrem Einsatz aber dazu beitrugen, dass diese Quer überhaupt stattfinden konnte! Und nicht zuletzt ein Danke schön an alle gestarteten Segler, welche sich von den Wetterunbilden nicht beirren liessen und ein tolles Rennen ablieferten. WFL Thomas Hochuli, SCR. Ergebnisse >
Quer 2017, Foto: © Dominik Hoigné - weitere Bilder > |