vg / Alte und neue Weltmeister der Tornado-Klasse sind Iordanis Paschalidis und Konstantinos Trigonis aus Thessaloniki (Griechenland). Mit einer eindrucksvollen Serie von sechs Siegen und einem vierten Platz waren sie schon vor dem achten und letzten Rennen erneut Weltmeister. Für Paschalidis, zweifacher Olympiateilnehmer, ist es der sechste Weltmeistertitel. Erst am letzten Tag konnte sich Gavin Colby und Billy Leonard auf Rang zwei verbessern. Das australische Team wurde somit Vizeweltmeister. Dritte insgesamt und Weltmeister in der Mixed-Wertung wurden der Australier Brett Burvill (47) und seine erst 14 Jahre alte Vorschoterin Estela Jentsch aus Schwangau (Segelclub Füssen/Forggensee). Insgesamt waren 29 Teams aus elf Nationen am Start.
Zwei Wettfahrten wurden am Freitagvormittag (17. Juni) noch einmal gesegelt. Paschalidis/Trigonis segelten schon im ersten Lauf einen eindrucksvollen Vorsprung heraus und brauchten so zum nächsten Rennen, dem achten insgesamt, nicht mehr antreten. „Wir sind diese Woche gut gesegelt. Dabei waren es starke Konkurrenten und schwierige Bedingungen. Der Wind drehte häufig und wurde mal stärker, mal schwächer“, fasste Paschalidis die Woche zusammen. „Bis auf das Wetter war es eine tolle Veranstaltung, auch dank der vielen freiwilligen Helfer.“ Schade fand er nur, dass die vorjährigen Vizeweltmeister, die Bremer Roland und Nahid Gäbler, aufgrund der Folgen eines Reitunfalls der Vorschoterin nach dem Trainingsrennen absagen mussten. „Wir haben auf diesem See auch schon zweimal verloren. Ich hoffe, wir haben die Chance, noch einmal nach Lindau zu kommen“, verabschiedete sich der 55jährige Zollbeamte Paschalidis aus Thessaloniki vom Bodensee, gerade als die Sonne wieder für Bilderbuchwetter sorgte.
Nachdem das seit Jahren beste Mixed-Team, das Ehepaar Gäbler, seinen Start absagen musste, holte sich diesmal ein australisch-bayerisches Team den Titel „Mixed-Weltmeister“. Burvill, Bootsbauer aus Perth, hatte erst vor zwei Monaten die Tochter des Präsidenten der internationalen Tornado-Klassenvereinigung (Jürgen Jentsch) gefragt, ob sie die WM mit ihm segeln würde. Nach ein paar Trainingsrunden bei leichtem Wind ging es in der allerersten Wettfahrt bei fünf Beaufort gleich zur Sache. „Ich erklärte ihr alle Manöver und sie folgte meinen Anweisungen“, so Burvill. Die 14-jährige mit ein paar Jahren Segelerfahrung aus der Jüngstenjolle Optimist und auch aus dem 29er fand schnell Vertrauen in das Boot und den Steuermann. „Er fährt sehr sicher“, befand sie und fühlte sich immer wohler auf dem schnellen Katamaran. „Sie hat ein sehr gutes Gefühl für leichten Wind“, lobte Steuermann Brett Burvill nach dem Gewinn des Mixed-Weltmeistertitels.
Bestes deutsches Team wurden Bob und Marc Baier aus Füssen auf Rang vier. Die vergleichsweise schwere Mannschaft profitierte am Freitag noch einmal von dem mit vier Beaufort aus Süd wehenden Wind und kam zweimal an zweiter Stelle ins Ziel. Sie verdrängten damit ein weiteres griechisches Team. Nikolaos Mavros und Alexandros Tagarapoulos lagen fast die ganze Woche an zweiter Stelle der Wertung, kenterten aber im ersten Lauf am Freitag nach einem Schaden am Boot und konnten diesen Lauf (wie auch schon den allerersten am Sonntag) nicht beenden. „Wir wollen gewinnen. Wenn wir gut segeln, können wir jeden schlagen“, sagte Vorschoter Tagarapoulos vor dem Rennen. Das zeigten sie mit einem Laufsieg im letzten Rennen. Insgesamt aber kamen sie auf Rang fünf.
Bestes Team vom Bodensee wurden Markus Betz und Monica Schuster vom SMC Überlingen auf Rang zehn der Gesamtwertung. „Es wurde sehr fair gesegelt, wie eigentlich immer bei den Tornados“, beurteilte Betz die Regattawoche. Die Jury unter Vorsitz des Russen Sergey Kusovov hatte daher nur wenige Proteste zu verhandeln.
Beste Österreicher, als Nachbarn auf dem Lindauer Revier ebenso heimisch, wurden Kurt und Denise Waibel (YC Hard) auf Platz elf. Die Jugend-Wertung (beide Segler unter 26 Jahre) gewannen Jaqueline Feuerstein/Denise Grabher vom YC Rheindelta (Österreich).
In Ibiza, Perth oder Carnac wurden die Weltmeisterschaften der Tornado-Segler der vergangenen Jahre ausgesegelt. „Eine brillante Organisation bis in jedes Detail“, lobte Jürgen Jentsch, Präsident der internationalen Klassenvereinigung, „der Lindauer Segler-Club ist seinem Ruf als professioneller Veranstalter absolut gerecht geworden.“ Für das widrige, regenreiche Wetter könne niemand etwas. „Die Wettfahrtleitung – der Franzose Paul Bastard und Markus Gielen vom LSC – hat in schwierigen Phasen richtige Entscheidungen getroffen“, so Jentsch, der mit seiner Frau Sarah auf Rang 15 segelte. Eigentlich hätten ja alle mit Leichtwindbedingungen und Vorteilen für die Binnen-Spezialisten gerechnet. Doch die Teams auf den ersten drei Plätzen kommen vom Meer, betonte Jentsch.
„Das Regelment der Klasse ist nicht einfach – und das Wetter war es schon gar nicht. Heute hatten wir noch einmal Spitzenbedingungen: ein toller und relativ gleichmäßiger Südwind, der für faire Bedingungen sorgte“, sagte Organisations-Chef Nick Jung. „Es war eine nicht unerhebliche Anstrengung, die Weltmeisterschaft so über die Bühne zu bringen“, war Jung erleichtert, dass am Ende alles geklappt hat oder schnelle Problemlösungen gefunden wurden.
Begleitet wurde die Weltmeisterschaft von zahlreichen intensiven Regenschauern. Gesegelt wird zwar mit dem Wind, doch Wolken beeinflussen diesen in der Regel wesentlich. Aber so intensive und anhaltende Schauer haben die wenigsten bisher auf dem Bodensee erlebt. Auch Christian Schaber, als Einsatzleiter des Wasserrettungsdienstes in Lindau an mehreren Tagen mit auf dem See, sagte: „Wir kennen diese Wetterlage nicht. Wir können aus den Wolken derzeit nicht ablesen was kommt.“ Zum Auftakt hatte sich der Bodensee recht bockig gezeigt: Wind mit fünf Beaufort aus West sorgte am Sonntag (12. Juni) für eine extreme Welle: Über einen Meter hoch und sehr unregelmäßig machte der Seegang vielen Mannschaften erhebliche Probleme. Nur elf Boote waren ins Ziel gekommen. Den Top-Crews dagegen entlockten diese Bedingungen vor allem eines: ein Lächeln!
Alle Bilder: © M. Barnetova ITA. Weitere Bilder >
Start zum achten Rennen der WM der Tornado-Segler auf dem Bodensee |
Dritte insgesamt und Weltmeister in der Mixed-Wertung: Brett Burvill (Australien) und Estela Jentsch (Schwangau, GER) |
Vizeweltmeister im Regen: Die Australier Gavin Colby und Billy Leonard |
Dunkle Wolken und Sonne wechselten bei der Tornado-WM häufig ab |
Bestes Team vom Bodensee Markus Betz und Monica Schuster vom SMC Überlingen auf Rang zehn |
Alte und neue Weltmeister im Tornado: Iordanis Paschalidis und Konstantinos Trigonis aus Griechenland |
Segelten als bestes deutsches Team auf Rang vier: Bob und Marc Baier vom Forggensee |