Donnerstag, 2. Juni 2016

Die besten Tornado-Segler der Welt werden gesucht

Zehn Wettfahrten sind bei den „Worlds 2016“ vor Lindau geplant.

Die Weltmeisterschaft der Tornado-Klasse wird der Lindauer Segler-Club vom 10. bis 17. Juni 2016 auf dem Bodensee ausrichten. Erwartet werden 34 Mannschaften aus elf Nationen, darunter die komplette Weltelite der ehemals olympischen Bootsklasse.

Zu den Favoriten zählen zweifelsohne die Titelverteidiger Iordanis Paschalidis und Konstantinos Trigonis vom griechischen Nautic Club Thessaloniki. Schon fünf Mal in Folge haben diese beiden, mehrfache Olympiateilnehmer, die Tornado-WM gewonnen. Härteste Konkurrenten könnten der Bremer Roland Gäbler (Bronzemedaillengewinner von Sydney 2000) und seine Frau Nahid vom Norddeutschen Regatta-Verein (NRV) sein, die auch amtierende Mixed-Weltmeister sind. Vier Teams kommen aus Australien und Neuseeland – und werden nicht nur den schönen Bodensee genießen wollen, sondern auch Ergebnisse mit nach Hause nehmen wollen. Aber auch der Präsident der Internationalen Tornado-Klassenvereinigung ITCA, Jürgen Jentsch aus Schwangau bei Füssen, wird mit Sarah Jentsch selbst am Start sein. Er wurde kürzlich Zweiter bei der German Open am Chiemsee. Mit Jentsch kommen drei weitere Teams vom Segelclub Füssen/Forggensee (SCFF), darunter Bob Baier. Der amtierende Deutsche Meister im A-Cat (ebenfalls ein Zweirumpfboot wie der Tornado) segelt mit seinem Sohn Marc. Viele revierkundige Mannschaften kommen aus der Bregenzer Bucht, dem österreichischen Teil des Bodensees direkt gegenüber von Lindau.

Jüngste Teilnehmerin ist die erst 14-jährige Optimisten- und 29er-Seglerin Estela Jentsch, vom Segelclub Füssen/Forggensee, die als Vorschoterin des Australischen Meisters Brett Burvill aus Perth antritt. Burvill gilt als einer der weltbesten Tornadosegler, war voriges Jahr Vierter bei der WM. Als Lokalmatador geht der Lindauer Veit Hemmeter, Sieger der Tornado German Open von 2010 in Lindau und mehrfacher Gewinner der Rundum am Bodensee, ins Rennen.

Vor den ersten Wettfahrten wird kontrolliert, ob auch alle Boote und Segel den Klassen-Vorschriften entsprechen (10. und 11. Juni). Eine Trainingswettfahrt wird am Samstag, den 11. Juni, nachmittags durchgeführt. Die Eröffnungsfeier findet am 11. Juni (19 Uhr) im alten Alten Rathaus in Lindau statt, zu der auch Dr. Andreas Lochbrunner, Ehrenpräsident des LSC sowie Präsident des Deutschen Segler-Verbandes, und der Oberbürgermeister der Stadt Lindau, Dr. Gerhard Ecker, erwartet werden.

Die erste Wettfahrt sollen am 12. Juni 2016 um 13 Uhr gestartet werden. Für diesen Sonntag sowie Montag und Dienstag (13. und 14. Juni) sind jeweils zwei Rennen vorgesehen. Wenn dieser Zeitplan vom Wind her eingehalten wird, haben die Teilnehmer am Mittwoch, den 15. Juni, einen Ruhetag. Sonst werden ausgefallene Läufe an diesem Tag nachgeholt. Noch einmal je zwei Wettfahrten sind dann für Donnerstag und Freitag, 16. und 17. Juni, vorgesehen, ehe am 17. Juni die Siegerehrung stattfinden wird.

Für die Vergabe des Titels sind mindestens vier Wettfahrten notwendig. Gewertet wird nach dem Low-Point-System (Platzziffer gleich Punktzahl). Sind fünf oder mehr Wettfahrten gewertet, so wird die jeweils schlechteste eines Teilnehmers gestrichen.

Zu „gewinnen“ gibt es nicht nur den Titel „Weltmeister“, sondern solche auch für die Kategorie „Mixed“ und „Youth“ (wenn beide Segler/innen unter 26 Jahre sind). Die Sieger werden bei der Preisverteilung am Freitag, 17. Juni, um 19 Uhr im Clubhaus des LSC geehrt.

Wettfahrtleiter für die Weltmeisterschaft wird Paul Bastard sein. Der Franzose ist seit 1990 internationaler „Race Officer“ und war zehn Jahre lang Wettfahrtleiter auf der Tornado-Bahn bei der Weltcup-Regatta in Hyères, kennt also die Klasse bestens. Bastard war bei drei Olympischen Spielen in verschiedenen organisatorischen Funktionen für die Segel-Wettkämpfe aktiv. Erst kürzlich hat er eine Laser-Regatta geleitet – bei 18 bis 28 Knoten Wind (vier bis sieben Windstärken). Da wird er sicher noch etwas Wind nach Lindau mitbringen ...

Die „Aufsicht“ über die Einhaltung der Regeln obliegt dem Lindauer Mufti Kling, seit Jahrzehnten renommierter Segel-Schiedsrichter mit der notwendigen Lizenz als „International Judge“ (IJ).

Zum Rahmenprogramm gehören auch ein Gala-Abend am Mittwoch in der Spielbank Lindau und die Jahresversammlung der internationalen Tornado-Klassenvereinigung am Dienstag.

Fortlaufende Informationen über die Tornado-Weltmeisterschaft gibt es im Internet unter: tornadoworlds-2016.lsc.de

Lindauer Segler-Club: Renommierter Veranstalter
Der Lindauer Segler-Club ist der älteste Segelverein am Bodensee. Er wurde schon 1889 gegründet und ist heute mit über 700 Mitgliedern einer der größten bayerischen Segelclubs. Viele große Regatten wurden und werden vom LSC durchgeführt, etwa die WM der 8 mR-Yachten 2006 oder die Schweizermeisterschaft der Lacustre-Yachten 2009. Bei der „Rund Um“ des LSC starten jährlich 300 bis 400 Yachten – der größte Massenstart in Deutschland – zur nächtlichen Langstreckenregatta (über 100 Kilometer) rund um den Bodensee. Beheimatet ist der LSC in einem Clubhaus auf der Lindauer Insel, gleich östlich vom Stadthafen mit dem bekannten Löwe & Leuchtturm-Ensemble.

„Mit Spannung erwarten wir im Lindauer Segler-Club die besten Tornado-Crews aus aller Welt mit Ihren extrem schnellen Katamaranen. Wir freuen uns sehr, wieder eine Weltmeisterschaft in Lindau austragen zu können. Für segelbegeisterte Zuschauer bietet sich die Gelegenheit, die spektakulären Wettfahrten vor Lindau hautnah zu erleben“, so Andreas Ober, Präsident des LSC.

Nur eine Woche vorher findet in Lindau der traditionelle Höhepunkt der Langstreckensegler statt: Am Freitagabend, 3. Juni, um 19.30 Uhr starten vor dem LSC über 300 Boote zur „Rund um den Bodensee“. Eine Woche später gehört der Club dann den Teilnehmern der Tornado Worlds.

Tornado: Spektakuläre Bootsklasse, in der allein das Können zählt
Der Tornado ist eine der spektakulärsten Bootsklassen. Das 6,1 Meter lange Zweirumpfboot (Katamaran) wird von zwei Personen gesegelt. Die Segelfläche beträgt knapp 24 Quadratmeter. Der „High-End-Katamaran“ hatte von 1976 bis 2008 Olympia-Status.

Vor gut zehn Jahren wurde der Tornado mit einem Gennaker (25 qm) und einem Doppeltrapez für Vorschoter und Steuermann aufgerüstet. Seither hat er sich aber weitgehend als Einheitsklasse entwickelt. Sämtliche Maße sind vorgeschrieben. Die Crews segeln mit identischem Material, das ausgereift und einfach zu bedienen ist. Entscheidend für gute Platzierungen ist also das Können der Crew, nicht konstruktive Bastelei am Material. Die größten deutschen Tornado-Flotten sind an süddeutschen Seen und norddeutschen Küsten zu finden. „Der Tornado ist der Klassiker unter den Regatta-Katamaranen – schön, schlicht und schnell“, betont Roland Gäbler, der 52-jährige Bronzemedaillengewinner von Sydney 2000.

Spektakulär sind vor allem die schnellen Manöver, die aufgrund der leistungsstarken Felder oft auf engstem Raum stattfinden. Im Gegensatz zu vielen anderen Klassen, die weite Reviere und gleichmäßigen Wind fernab der Küste bevorzugen, legt die Tornado-Klasse Wert auf ufernahe, kleine Kurse und somit zuschauerfreundliches Segeln.

Int. Tornado-Klassenvereinigung: www.tornado-class.org
Deutsche Tornado-Klassenvereinigung www.fly-tornado.de

Revier: Bodensee
Eine so malerische, fast schon klischeehaft kitschige Kulisse wie auf dem Ostteil des Bodensees findet der Segler nur auf wenigen Revieren. Im Südosten erheben sich die Gipfel Vorarlbergs, an deren Fuße die von der Seebühne (diesen Sommer wird ab 21. Juli „Turandot“ gespielt) und inzwischen auch aus dem James-Bond-Streifen „Ein Quantum Trost“ bekannte Stadt Bregenz. Getrennt durch das Rheintal (aus dem ein heftiger Südwind blasen kann) folgen südwestlich die Schweizer Berge, gekrönt vom Säntis-Massiv. Nach Westen öffnet sich das „Schwäbische Meer“ bis zum Horizont, und auf der Nordseite säumen sanfte Obsthügel und Weinberge den See. Davor liegt die Lindauer Insel, die mit einer historischen Stadtsilhouette jeden anderen Binnenhafen in Deutschland toppt.

Gesegelt wird bei der Tornado-Weltmeisterschaft nicht weit draußen auf dem See, sondern in Ufernähe vor dem Clubhaus. So haben Zuschauer beste Sicht von den Uferpromenaden und Hafenmolen auf das Geschehen.
Tornados bei der German Open (Ende April auf dem Chiemsee) auf Am-Wind-Kurs. Foto: © M. Barnetova
Roland und Nahid Gäbler aus Bremen, die Titelverteidiger in der Mixed-Wertung. Foto: © M. Barnetova