Montag, 5. Juni 2017

Schweizer und Esten im Finale

Österreicher und Deutsche segeln im Match Race Germany um Bronze.

Das 20. Match Race Germany geht in die entscheidende Phase. Am Sonntag wurden vor Langenargen die Viertelfinal- und Halbfinal-Begegnungen ausgetragen. Dabei zeigte der Bodensee alle seine Facetten, forderte die Segler mit wechselnden Winden zwischen 5 und 20 Knoten, zunächst himmlischen Wolkenbildern und später strahlendem Sonnenschein vor der sommerlichen Kulisse der Schweizer Alpen und Langenargens Schloss Montfort. Während die Schweizer Vorrundensieger um Steuermann Eric Monnin sich direkt fürs Halbfinale qualifiziert hatten, ging es für sechs weitere Mannschaften zunächst in drei Viertelfinal-Duellen um den Einzug in die Vorschlussrunde.
Bild: © Match Race Germany
Im Match zwischen Markus Wiesers Bayern-Express und dem Trippolt Sailing Team konnten sich die Österreicher klar mit 3:0 durchsetzen. „Im ersten Rennen standen wir uns selbst im Weg“, erklärte Wiesers Trimmer Matti Paschen, „wir haben unseren Vorschiffsmann verloren, der sich in einer Halse in Winden um 20 Knoten an der Spischot festgehalten hat, hochgeschleudert wurde und dann ins Wasser fiel. Mit einem Menschen als Treibanker segelt es sich leider nicht so schnell. Dabei waren wir gerade in diesem Match bis dahin sehr schnell unterwegs und in guter Position...“

Im Viertelfinal-Duell zwischen dem französischen Elite Team Match Race mit Steuermann Maxime Mesnil und Max Gurgels Team Vmax Yachting konnten sich die Hamburger nach einer Auftaktniederlage mit drei Siegen in Folge und 3:1-Endstand durchsetzen. „Wir haben die Begegnung mit einem Frühstart nach gut kontrollierter Vorstartphase wirklich dämlich eingeläutet. Es scheint, dass wir immer eine Niederlage zu Beginn brauchen, bevor es dann läuft.“ So war es im Viertelfinale wieder. Die Franzosen halfen dabei tatkräftig mit: Im zweiten Duell absolvierten sie einen ausstehenden Strafkringel knapp hinter der Ziellinie ohne diese wieder zu kreuzen und mussten den möglichen Punkt an die Hanseaten abgeben. „Danach waren wir einfach besser“, fasste Gurgel die folgenden zwei Rennen mit einem Augenzwinkern zusammen, „wir waren vor allem schnell unterwegs.“

Am engsten verlief das dritte Viertelfinal-Duell zwischen Mati Sepps Estonian Sailing Team und Dejan Presens Lumba Match Race Team aus Slovenien. Die Slovenen, die sich mit Vorrundenplatz sieben als letzte knapp für das Viertelfinale qualifiziert hatten, waren schnell mit 2:0 in Führung gegangen und schienen schon auf Siegerkurs zu segeln. Doch dann gelang den Esten mit drei Siegen in Folge ein fulminantes Comeback. „It’s not over till the fat lady sings“, sagte Sepp nach den Rennen lächelnd.

Vor dem Start der Halbfinal-Duelle am Sonntagnachmittag durften sich die Schweizer entsprechend des Matchrace-Reglements als Vorrundensieger ihre Gegner selbst wählen, was ihnen fast zum Verhängnis geworden wäre. Die Wahl fiel auf Max Gurgels Team vom Hamburger Segel-Club. Entsprechend traf im zweiten Halbfinale Max Trippolts Crew auf Matti Sepps Estonian Sailing Team. Bei besten Segelbedingungen begannen die Halbfinal-Duelle um 15 Uhr. Tausende Fans im Regattadorf im Langenargener Gondelhafen verfolgten die spannenden und von ZDF-Reporter Nils Kaben live kommentierten Segel-Duelle im warmen Sonnenschein, von den umliegenden Ufern und auf dem Wasser.

Das erste Match zwischen den Crews von Monnin und Gurgel dominierten die Schweizer, die mit besserem Timing und höherer Geschwindigkeit über die Startlinie gingen und diesen Vorsprung bis ins Ziel für den ersten Punktgewinn nutzten. Das zweite Duell zwischen dem Schweizer Matchrace-Uhrwerk und den Deutschen Matchrace Meistern verlief ausgeglichener. Mit Vorteilen nach dem Start mussten die Schweizer die Hamburger später passieren lassen, bevor sie selbst wieder Führung übernahmen, nach einer Wegerechtsverletzung jedoch einen Penalty kassierten und nach dessen Bereinigung nicht mehr an Gurgels Quintett herankamen. Ausgleich: 1:1. Im dritten Duell hatte Gurgels Crew eine ganze Serie von Attacken der Schweizer zu parieren, konnte sich aber nach packendem Herzschlagrennen ganz knapp durchsetzen und ging mit 2:1 in Führung. Auch die vierte Auseinandersetzung verlief – mit umgekehrten Vorzeichen kriminal spannend. Dieses Mal musste Gurgel attackieren, tat das auch immer wieder, konterte sogar mit Scheinwenden. Die Ziellinie aber erreichte Monnins Team als erstes. Ausgleich: 2:2. Es waren schließlich die Eidgenossen, die sich knapp behaupten konnten, obwohl es auch in der fünften und finalen Begegnung Führungswechsel gab. Endergebnis dieser Halbfinal-Begegnung: 3:2 für die Schweizer.

Auch im zweiten Halbfinal-Match servierten das österreichische Trippolt Sailing Team und Mati Sepps Estonian Sailing Team direkt vor den Zuschauertrauben am Langenargener Strand Matchrace-Kunst vom Feinsten zum Mitjubeln. Immer wieder erklang Beifall von den natürlichen „Tribünen“ für die Duelle auf Augenhöhe. In diesem Match konnten sich am Ende die Esten mit 3:2 gegen die Österreicher durchsetzen.

Die Jubiläumsauflage der bekanntesten und traditionsreichsten deutschen Matchrace-Regatta endet am Pfingstmontag mit dem großen und dem kleinen Finale sowie der öffentlichen Pressekonferenz mit den Skippern und der Siegerehrung am Nachmittag. Schon am Sonntag konnten die Veranstalter Eberhard Magg und Harald Thierer vom Match Center Germany mit dem gastgebenden Yacht-Club Langenargen eine erste überaus positive Zwischenbilanz ziehen. Match-Race-Germany-Gründer Magg sagte: „Wir hatten heute dank Bilderbuchwetter zu den Viertel- und Halbfinals ein absolut volles Haus mit locker 10.000 Besuchern an nur einem Tag. Das war ein Matchrace-Tag nach Maß zum Jubiläum. Jetzt freuen wir uns mit allen Fans auf die Final-Duelle am Pfingstmontag!“ Match Race Germany GmbH, Eberhard Magg.