Olympia-Surfer des WYC steigt nach Auszeichnung aufs Liga-Segeln um.
Begeistert empfangen wurde Toni Wilhelm am Freitagabend im Württembergischen Yacht-Club. Bis auf den letzten Stehplatz war das Clubhaus in Seemoos gefüllt, als WYC-Präsident Oswald Freivogel im Beisein auch von zahlreichen Vertretern von Stadt und Verbänden den Olympia-Surfer mit der „Großen Sportehrennadel mit Brillant“ auszeichnete.
„Bei Rückkehr Party“ hatte Freivogel schon bei der Verabschiedung des Olympioniken Anfang Juli versprochen. Doch nur Party würde der Leistung des Surfers, der in Rio Rang sechs unter 36 Teilnehmern aus ebenso vielen Ländern erreichte, nicht gerecht. „In Deutschland werden im Vergleich zu anderen Ländern solche Leistungen nur unzureichend gewürdigt“, sagte Freivogel. Nur das Podium zähle. „Die meisten Leute können sich kein Bild machen, was für eine Anstrengung und Willensstärke eine solche Karriere erfordert.“ Toni Wilhelm habe den WYC würdig in der Welt vertreten. Die Ehrung mit der Sportehrennadel erfolge nicht nur für diese Olympiateilnahme, sondern für „eine fast zwei Jahrzehnte andauernde Karriere mit drei Olympia-Teilnahmen und in Würdigung eines stets fairen Sportlers“, betonte der WYC-Präsident, der dem Athleten die Ehrennadel ans blütenweiße (und werbefreie) Hemd ansteckte.
Doch trotz des erklärten Rücktritts Wilhelms vom olympischen Surfen (hinter dem er aber ein kleines Fragezeichen hat stehen lassen) wird er künftig wohl auf größeren Segelbooten aktiv sein. Klaus Diesch, der Bundesliga-Teammanager des WYC, überreichte Wilhelm freudestrahlend die Liga-Teamkleidung des Vereins und nahm ihn im Vereinskader auf. Am 8. Oktober wird Toni Wilhelm dann zum ersten Mal mit dieser Mannschaft segeln, wenn sie zum Finale bei der Bodenseemeisterschaft in Überlingen antreten wird. Bei dieser Regattaserie wird mit den gleichen Booten wie in der Liga gesegelt, zahlreiche Liga-Teams vom Bodensee und auch aus Nachbarländern nutzen diese Events als Intensiv-Training.
Der Breitensport brauche Idole und Vorbilder, die andere mitnehmen und begeistern, lobte Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand. Er hob die Rolle Wilhelms als Botschafter der Stadt und des WYC in der Welt hervor. Dass er künftig für den Häfler Club auch in der Liga segeln will, freute das Stadtoberhaupt ganz besonders. Er lud Toni Wilhelm mit seiner Partnerin zu einem Zeppelinflug über das Heimatrevier ein.
Andreas Lochbrunner, Präsident des Deutschen Segler-Verbands, stellte die Willensstärke Toni Wilhelms heraus, der in Rio auch krank und geschwächt nicht aufgegeben habe.
„Du hast gezeigt, dass du ein großer Kämpfer bist, der immer wieder aufsteht“, sagte Lochbrunner mit Blick auf die nicht immer verletzungsfrei verlaufene Karriere des Surfers. Auch Reinhard Heinl, Vorsitzender des Landes-Segler-Verbands, reihte sich in die Schar der Gratulanten ein und fragte selbstkritisch, ob die Verbände genug tun, „um der ‚Randsportart Segeln’ den richtigen Stellenwert zu geben“.
Tief berührt von all dem Lob und den Reden zeigte sich die Hauptperson des Abends, Toni Wilhelm. Er dankte vor allem Eckart Diesch, dass ihn dieser vor etlichen Jahren als damaliger WYC-Präsident mit offenen Armen im Club aufgenommen habe. Oswald Freivogel habe die Förderung mit viel Herzblut im aktuellen Jahr fortgeführt. Materielle Unterstützung sei wichtig, so Wilhelm, aber ausschlaggebend sei in vielen Situationen die freundschaftliche und moralische Unterstützung, die er vom WYC bekommen habe. Er fühle sich hier zu Hause und freute sich, dass er in die Liga-Mannschaft aufgenommen wurde. Als Zeichen des Dankes überreichte er dem WYC die Originale der olympischen Urkunden (die es für die ersten sechs Plätze gibt) aus London und Rio.
Die anschließende Party mit Musik und Tanz habe in den früheren Morgenstunden nur deswegen ein Ende gefunden, weil sich einige der Hauptakteure noch zur Eröffnung der Interboot auffrischen mussten. Bericht: Max Rieger, WYC.