Sonntag, 31. Juli 2016

Frust und Freude bei WM-Entscheidung der Splash Blue

Es lag Spannung in der Luft am vorletzten Tag der Travemünder Woche: Kräftige Regenfronten entluden sich über der Lübecker Bucht, das WM-Titelrennen in der Splash-Blue-Klasse wurde nach hartem Durchgreifen der Jury auf dem Wasser zugunsten des Niederländers Sam Peeks entschieden, und die Abreise diverser Segler inmitten des Festival sorgte mitunter für gereizte Nerven. Neben Peeks durften sich auch noch der Schweizer Matthias Meier über seinen Sieg beim Eurocup der Splash Red und die Crew von Martin Menzner (Stein) über den Titelgewinn bei den German Open der J/22 freuen.
Martin Menzner, Frank Lichte und Christian Drews segelten zum German-Open-Titel bei den J/22. Foto: segel-bilder.de
Ein Wetter von Sonnenschein bis Starkregen, dazu unterschiedliche Winde mit einigen heftigen Schauerböen schüttelten alle Akteure auf dem Wasser kräftig durch. Segler, die Teams der Wettfahrtleitungen, aber auch die Fotografen auf den Schlauchbooten mussten einiges abwettern, um nicht komplett durchgefroren wieder an Land zu kommen. Die Segler der Laser-Master-Meisterschaften hielten sich zwischendurch mit Liegestützen auf ihrem Boot auf Betriebstemperatur, um das kompakte Segelprogramm durchzustehen. Und auf der Seebahn gab es sogar einen Mastbruch.

Splash Blue WM
Der Tscheche Michal Kostyö war mehr als unglücklich nach dem zweiten Tag der Finalrennen. Souverän hatte er die Vorrunde an den ersten Tagen der Weltmeisterschaft überstanden. Und auch am Freitag hatte er das Feld der 86 Teilnehmer – vorrangig aus den Niederlanden – noch angeführt. Dann aber riss der Erfolgsfaden bei dem 15-Jährigen. Platz 27 zum Auftakt in den Samstag warf ihn auf Rang zwei zurück. Im abschließenden Rennen traf es ihn noch härter. Von den Schiedsrichtern auf dem Wasser bekam er seine zweite gelbe Flagge gezeigt, damit musste er aus dem Rennen aussteigen, konnte aufgrund seiner guten Leistungen immerhin Platz drei halten. „Ich segele seit einem Jahr Splash, war auch schon im vergangenen Jahr bei der WM dabei und bin dort auf Platz neun gelandet. In diesem Jahr wollte ich so gut segeln wie möglich. Der dritte Platz ist gut. Aber ich bin schon ein bisschen traurig, denn die Jury hat die WM entschieden“, sagte der Tscheche, der in seinem Heimatland gerade einmal eine Konkurrenz von etwa zehn Splash-Seglern hat. Ganz anders ist die Situation in den Niederlanden. „Die Splash sind bei uns die populärste Jugendklasse nach dem Optimisten“, berichtete der 18-jährige Sam Peeks. Er freute sich, am letzten Tag noch auf die oberste Stufe des Siegertreppchens gesegelt zu sein. „Der Titelgewinn war das Ziel. Es war eine tolle Woche mit unterschiedlichen Bedingungen – erst leichter, dann stärkerer Wind.“ Er selbst kam mit allen Winden zurecht und setzte sich schließlich vor seiner Landsfrau Barte van der Zijden durch. Der junge Niederländer fügte seiner Erfolgsbilanz der vergangenen Wochen einen weiteren Titel zu. Er kam direkt vom Wolfgangsee in Österreich nach Travemünde. Dort war er mit seinem Team bei der Yngling-WM auf Rang drei gesegelt und hatte den Titel des Jugendweltmeisters gewinnen können.

Splash Red Eurocup
Matthias Meier ließ sich am letzten Tag des Eurocups der Splash Red mit dem großen Segel nicht aus der Erfolgsspur bringen. Der Schweizer trotzte dem Druck aus den Niederlanden und hielt die Verfolger Julia Aartsen und Kaj Moorman in Schach. Nach sechs Siegen in zwölf Rennen hatte er den Titel sicher. Bester deutscher Teilnehmer war Daniel Kipp auf Rang fünf.

J/22 German Open
Christian Drews (Kiel), Eigner der J/22 „Jabulani“, hat den Wanderpreis für den Titelgewinn bei den German Open der J/22 vor einiger Zeit neugestiftet. Jetzt durfte er ihn selbst in Empfang nehmen. Gemeinsam mit Steuermann Martin Menzner und Mittelmann Frank Lichte hatte er eine beeindruckende Serie von ersten und zweiten Plätzen hingelegt und damit die Crew um Reiner Brockerhoff (Duisburg) deutlich auf Platz zwei verwiesen. Die Bronzemedaille holte sich die Lübecker Mannschaft um Svend Hartog. Im vergangenen Jahr hatten sich Menzner und Crew bei der WM vor Lübeck noch die Bronzemedaille von Brockerhoff wegschnappen lassen. Jetzt hatten sie das bessere Ende für sich. „Wir haben vor den German nur einen Tag trainiert, und am ersten Tag hatte ich etwas Probleme mit den Laylines. Danach wurde es immer besser. Und wir haben nach der WM im vergangenen Jahr ein neues Großsegel bekommen. Das lief deutlich besser“, berichtete Menzner.

Musto Skiffs German Open
Als Titelverteidiger der German Open ist Iver Ahlmann (Büdelsdorf) bei den Musto Skiffs an den Start gegangen. Nach neun Rennen muss er aber die Überlegenheit des Vizemeisters 2015, Frithjof Schwerdt (Potsdam), anerkennen. „Frithjof fährt eine beeindruckende Serie, hat einen guten Speed, findet den Wind am besten und macht kaum Fehler. Wie er selbst sagt, bietet er dem Glück eine große Angriffsfläche“, sagte Ahlmann, der auf Rang fünf am morgigen Finaltag vielleicht noch auf eine Medaille hoffen kann. Allerdings liegt der Fokus bei ihm derzeit auch mehr auf der Familie. Vor zwei Wochen ist er gerade zum zweiten Mal Vater geworden. Da es Mutter und Sohn August sehr gut geht, hat er sich spontan doch zu einem Start vor Travemünde entschieden. Am Titelgewinn von Schwerdt, dem Europameister von 2013, wird indes wohl kaum ein Weg vorbeiführen. Dagegen kommt der amtierende Weltmeister Andi Lachenschmid (Augsburg) überhaupt nicht in Fahrt. Mit dem hohen Erwartungsdruck auf den Schultern muss er sich mit Platz zehn begnügen.

Laser Standard/Radial Masters
Die deutschen Master-Meisterschaften der Laser präsentieren sich als internationales Klassentreffen. Nicht nur die deutschen Senioren, sondern auch die Kollegen aus dem europäischen Ausland nutzen die Möglichkeit einer Regatta auf einem Seerevier. In der Gesamtwertung der Standards liegt mit Roger Schulz (Uerdingen) ein deutscher Segler an der Spitze, gefolgt von dem punktgleichen Dänen Christian Gunni und Hannes Hollaender aus Hamburg. Bei den Laser Radial muss sich der Hamburger Jan Lietzmann als bester Deutscher dagegen als Vierter mit der Verfolgerrolle begnügen. Allerdings hat das internationale Trio vor ihm nur einen knappen Vorsprung. Zum Finale am Sonntag wird Kim Tan aus den Niederlanden versuchen, seine Spitzenposition gegen Max Hunt (Großbritannien) und Micael Lundgren (Schweden) zu verteidigen.

Formula 18
Die Wachablösung bei den Formula-18-Katamaranen scheint Gestalt anzunehmen. Zwar konnten die jungen Flensburger Finn Heeg/Merle Baars ihre souveräne Vorstellung des ersten Tages nicht in dieser Form fortsetzen, dennoch segelten sie die beständigste Serie unter den 23 Crews und bauten nach sieben Wettfahrten ihren Vorsprung auf die Travemünder-Woche-Abonnement-Sieger Helge und Christian Sach (Zarnekau) auf nunmehr acht Punkte aus. Damit rückt der 21. Sieg der Sach-Brüder vorerst in weite Ferne.

Seebahn Up-and-Down
Nach einer Woche Pause sind die seegehenden Schiffe nach Travemünde zurückgekehrt, und sie mussten auf ihren kurzen Rennen gleich ihre Seetüchtigkeit unter Beweis stellen. Im Mittel war der Wind mit 10 bis 18 Knoten zwar ohne Probleme zu bewältigen, doch in einigen Schauerböen schnellte das Windmessgerät auf bis zu 35 Knoten hoch. Den Trimaran „bodenaturkost“ erwischte es im zweiten Rennen. Auf der Kreuz knickte der Mast ab. „Wir können nicht genau sagen, was passiert ist. Auf jeden Fall musste der Tri natürlich direkt in den Hafen“, berichtete Wettfahrtleiter Uwe Wenzel, der drei Rennen für die Yachten über den Kurs brachte. Die Versuch einer vierten Wettfahrt scheiterte im abflauenden Wind. Und auch in der dritten Wettfahrt war Kreativität und das Drehen des Kurses um 80 Grad gefragt, um dieses Rennen sauber ins Ziel zu bringen. Bei einer Kollision zwischen zwei Wettfahrten verhakten sich zudem die Yachten „Jacaranda“ und „Tsunami“. Erst spät am Abend lief die Flotte schließlich wieder in den Hafen ein. Ergebnisse >
Bericht: Ralf Abratis, Travemünder Woche.