Mittwoch, 27. Juli 2016

Finn-Segler Breuer top im "tricky" Wind

Duelle auf dem Wasser sind das Salz in der Suppe bei der Travemünder Woche – und von Athleten, Organisatoren und Publikum mehr als erwünscht. Duelle der Windsysteme sind dagegen der Feind des Segelsports. Und dieser Kampf funkte den Protagonisten am Dienstag ordentlich ins Programm. Zu viel Sonne und Hitze über Land waren das Problem. Denn der vorherrschende Westwind wurde so von der thermischen Ostbrise unterdrückt. Damit bestand die Hauptaufgabe für Gesamt-Wettfahrtleiter Brian Schweder und seine Teams darin, auf den Regattabahnen die Windfelder zu suchen, die eine ausreichende Beständigkeit für Wettfahrten versprachen. Sie wurden auch fündig, aber nur im begrenzten Umfang und meist sehr spät. Auf dem SAP Media Race Course dicht unter Land ging es am besten. Und so segelten dort nacheinander Finns, RS 200 und RS 500. Für die Finns war es der goldene Abschluss ihrer Wettfahrten vor Travemünde. Auch bei den Dyas, Trias und Kielzugvögeln wurden die Gesamtsieger gekürt – hier allerdings ohne weitere Wettfahrten.
Josh Metcalfe/Mille Alcock segelten mit zwei Siegen an die Spitze der RS 200-Klasse. Foto: segel-bilder.de
Finn Dinghy
Die letzten beiden Rennen der olympischen Finn-Klasse forderten noch einmal das taktische Geschick der 31 Segler. An der Dominanz von Uli Breuer (Aachen) änderte das kaum etwas. Die bisher blütenweiße Weste des 50-Jährigen bekam durch einen zweiten Platz zwar einen Kratzer, aber dieses Resultat konnte Breuer streichen, und so brachte er fünf Siege in die Wertung ein. „Die tricky Bedingungen haben mir gelegen. Ich komme von der Talsperre, und da lernt man damit umzugehen.“ Die Travemünder Woche behält der 12. der Senioren-Weltmeisterschaft gut in Erinnerung: „Hier ist alles etwas entspannter als zur Kieler Woche, deshalb kommen viele Finn-Segler gern hierher.“ Verfolger Martin Hofmann (Hemer) verteidigte seinen zweiten Platz, obwohl er mit einem 15. Platz einen kapitalen Streicher einfuhr. Dirk Meid (Mayen) komplettierte das Podium.

Kielzugvogel
Seit über vier Jahrzehnten ist für Manfred Brändle (Duisburg) die Travemünder Woche ein fester Anlaufpunkt im Sommer. Und 15 Mal hat er nach eigenen Worten hier schon in unterschiedlichen Klassen gewonnen. Nun fügte er dieser Serie mit seinem Vorschoter Frank Liefländer einen weiteren Gesamtsieg im Kielzugvogel hinzu. Dass es an den drei Wettfahrttagen nur drei Rennen waren, tat seiner Freude über den Erfolg keinen Abbruch. Schließlich war der Sieg der Duisburger mit drei ersten Plätzen eine klare Sache: „Jeder Sieg ist schön. Und auf dem Wasser hat die Wettfahrtleitung wirklich alles gemacht, was getan werden konnte. Die Kurse lagen sehr gut. Für den Wind kann keiner etwas.“ Die Einschränkungen an Land durch die Baumaßnahmen auf dem Priwall waren allerdings nicht nach seinem Geschmack. Auf den weiteren Plätzen folgten Herbert Kujan/Christian Huber sowie Jürgen Reichardt.

Trias
Bei den Dreimann-Kielbooten vom Typ Trias ging nur ein überschaubares Feld an den Start. Und hier hatten Mathias Strang/Lukas Brüning/Nina Strang fast beständig den Bug vorn. Nach einem zweiten Platz zum Auftakt segelten sie noch vier Siege ein. „Im ersten Rennen haben wir einen Fehler gemacht, und dafür wurden wir bestraft“, so Steuermann Mathias Strang (Mülheim). „Aber danach lief es rund.“ Trotz eines hohen Alters der Segler in der Klasse würden die Trias daran arbeiten, in Zukunft mehr Segler an den Start zu bringen. Die Travemünder Woche habe dafür auch in diesem Jahr wieder Werbung gemacht. Für die Flautentage sei man schon im Vorwege am Sonntag durch drei tolle Wettfahrten entschädigt worden, so Strang, der sich den großen Glaspokal vor dem Schweizer Ricardo Fattorini und Josef Assheuer (Köln) sicherte.

Dyas
Nicht begünstigt durch den Wind waren in diesem Jahr die Dyas. Lediglich zwei Wettfahrten gelang dem Zweimann-Kielboot an den drei Regatta-Tagen. Mit zwei Wettfahrtsiegen waren Michael Schmohl/Ralph Ostertag (Tutzing) an der Spitze dieses „Kurzprogramms“.

RS 200 Gold Cup
Das segelnde Dutzend in der RS 200 Klasse stand am Dienstag auf der Sonnenseite der Windlotterie. Sie waren für den SAP Media Race Course eingeteilt, und dort setzte sich zuerst ein guter Wind durch, so dass die Klasse gleich zwei Rennen segeln konnte. Das zunächst gestartete dritte Rennen musste allerdings abgebrochen werden. In dem rein britischen Feld bei dieser inoffiziellen Weltmeisterschaft liegen Josh Metcalfe/Mille Alcock mit einem Doppelsieg zum Auftakt der Wettbewerbe an der Spitze.

RS 500 WM
Die Crews der größere Klassen-Schwester, die RS 500, drängten nach den 200ern auf die Medienbahn. Auch sie schafften noch zwei Rennen für ihre Weltmeisterschaft. Für die Briten ist die Titelvergabe hier allerdings keine klare Sache. Acht Nationen sind hier am Start – mit starken Seglern aus den Niederlanden und Schweden. Und die Schweden Martin und Axel Johansson beendeten den Tag mit zwei Siegen. Sie stehen damit an der Spitze vor den Verfolgern aus Großbritannien (Peter und James Curtis) sowie den Niederlanden (Pim und Lisa van Vugt).

RS 100 EM
Eine Spätschicht segelten die weiteren Klassen am Dienstag der Travemünder Woche. Als die Hoffnung auf guten Wind schon zu schwinden schien, setzte sich noch der Westwind durch, so dass die Segler noch auf der Bahn waren, als schon das Party-Volk an Land die Szenerie belebte. Schließlich an Land fand sich bei den RS 100 Giles Peckham (Großbritannien) an der Spitze der EM-Wertung wieder.

RS 400 EM
Ebenfalls drei Rennen schafften die RS 400 bei ihrer Europameisterschaft. Auch wenn hier eine niederländische Mannschaft in der Flotte mitfährt, so ist der kontinentale Wettstreit doch eher eine britische Meisterschaft mit Steve Restall/Chris Stubbs an der Spitze. Die Abstände zu ihren nationalen Kollegen sind allerdings eng.

RS Aero EM
Die RS Aero-Klasse hat sich innerhalb kurzer Zeit zu einem echten Verkaufsschlager in ganz Europa entwickelt, und so ist das Feld an der Spitze der Klasse nach drei Wettfahrten auch bunt nach Nationen gemischt. Gesegelt wird bei den Aero mit drei unterschiedlichen Segelgrößen. Bei den Aero 5 (mit dem 5 qm großen Segel) liegt Archie Hainsworth (Großbritannien) vorn. Auch die Spitze der Aero 9 ist durch Richard Watsham britisch geprägt. In der größten Gruppe der Aero mit dem mittelgroßen 7-qm-Segel liegt dagegen der Russe Dmitry Tretyakov vor Kristo Ounap (Estland) und dem Litauer Simonas Jersovas an der Spitze.

Splash Blue WM
Die Übermacht der Niederländer bei der Weltmeisterschaft der Splash Blue scheint mit 80 von 85 Startern erdrückend. Und doch hat ein Tscheche die Führung übernommen. Michal Kostyö ärgert mit den Plätzen 2 und 1 die Verfolger Willem Mulders und Aaron Dok nach den zwei am Dienstag gesegelten Wettfahrten.

Splash Red Euro Cup
Gar gleich ein Schweizer und ein Tscheche liegen bei den Splash Red vor der ersten Niederländerin. Drei Rennen wurden gesegelt, und Matthias Meier hat sich vor Jan Pokorny und Julia Aartsen schon ein gutes Punktepolster angelegt.


Acht Stunden vergebliches Warten auf Wind
Die Laser-Jugend blieb bei ihrer Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft am Dienstag in der Flaute hängen.
Foto segel-bilder.de

Acht Stunden auf dem Wasser und doch kein Rennen: So sah der Tag für die Laser-Segler aus. Einmal wurden die Akteure in der Einmann-Klasse zwar auf Kurs geschickt, doch für eine Zielankunft reichte es nicht.

„Für mich lief es eigentlich super. Ich war nach 15 Minuten an der ersten Tonne und lag auf Platz drei“, berichtete der Lübecker Peer Heuer, der in der Radial-Klasse bei der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft an den Start geht. Sein Vereinskollege Henrik von Seck fand dagegen nicht die privaten Windstriche. Im Vergleich zu Heuer brauchten einige Athleten 50 Minuten bis zur ersten Tonne. Bei derart unterschiedlichen Winden war ein Abbruch nur die logische Konsequenz.

Im Anschluss dauerte es auf der Bahn an der mecklenburgischen Küste zu lange, bis sich der Wind durchgesetzt hatte. Damit haben die Laser Radial und die Laser 4.7 bei ihren Meisterschaften nach vier Tagen bisher nur vier Rennen in der Ergebnisliste. Und am Mittwoch steht bereits der finale Tag an. Konsequenz: Das geplante Medal Race wurde abgesagt. Stattdessen müssen die Laser-Jugendlichen wie alle anderen Klassen bereits um 10 Uhr an den Start. Und Gesamt-Wettfahrtleiter Brian Schweder strebt für die Laser noch drei Rennen an, um für die Titelkämpfe am Ende eine umfangreiche Serie im Programm zu haben. Bericht: Ralf Abratis TW. Ergebnisse >