Die Wettervorhersage des Deutschen Wetterdienstes am Samstag früh klang vielversprechend – für einen Strandtag. Einzige ungewöhnliche Bekanntmachung war eine Hitzewarnung wegen Temperaturen von bis zu 32 Grad Celsius. Alle Starts der Segler wurden zunächst bis in die Mittagsstunden verschoben, denn erst zu diesem Zeitpunkt setzte leichter Seewind ein.
„Wir müssen morgen in so gut wie allen Klassen „nachsitzen“ und aufholen, was wir heute nicht geschafft haben, aber es war heute richtig schön auf dem Wasser“, sagte Hauptwettfahrtleiter Robert Niemczewski. Aber vor den Regatten gab es noch das übliche Prozedere an Land.
13. Nieger Ümgang und traditioneller Fassbieranstich Inge Regenthal, Hansi Richert und Astrid Voß vom Warnemünde Verein e.V. sind bekannte und wichtige Ehrenamtler im Seebad, die professionell denken und arbeiten. Auch dann, wenn etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommt, bewahren sie kühlen Kopf. Ein Stau vor Warnmünde sorgte dafür, dass einige Teilnehmer des „13. Nieger Ümgangs“ zum Start des besonderen Eröffnungszuges nicht pünktlich vor Ort sein konnten. Inge Regenthal nach dem Zug durch Warnemünde: „Letztlich war das kein Problem, alle haben sich während des einstündigen Marsches eingereiht, der mit zwei Kilometern
500 Meter länger als in den Vorjahren war.“ Zufrieden zeigten sich auch Hansi Richert und Astrid Voß, zum einen, weil alle Teilnehmer die Hitze gut verkraftet haben und zum anderen der Zug und der anschließende Auftritt an der Bühne unterm Leuchtturm ein schöner Lohn für die wochenlange Vorbereitung ist. Annähernd 60 Vereine, Chöre, historische Figuren und Gewerbetreibende gestalten diesen Auftakt der WARNEMÜNDER WOCHE. Besondere „Hingucker“ waren zwei alte, knallrote Feuerwehren aus dem dänischen Lolland. Die Krönung der Auftaktzeremonie war schließlich der Anstich eines Bierfasses mit „Rostocker Pils“ durch den Oberbürgermeister der Hansestadt, Roland Methling, im Beisein von Wilfried Ott von der traditionellen Hanseatischen Brauerei.
Bevor die Besucher in den Genuss des Freibieres kamen, gab es vor der Bühne eine überraschende Premiere. Die jungen Sportakrobaten des SV Warnemünder e.V. zeigten ihr beeindruckendes artistisches Können, die jüngsten Sportlerinnen sind zehn Jahre alt.
Die Jugend spielte schließlich auch in der kurzen Rede von Roland Methling eine Rolle, der das Segelfest mit Blick auf die Olympischen Spiele 2020, 2024 und 2028 als wichtige Plattform für die Nachwuchsarbeit einordnet.
Acht Teams mit kuriosen Eigenbauten zeigen „großes Kino“
Sieger der 28. Auflage des spektakulären Karnevals auf dem Wasser, nämlich dem Waschzuberrennen, wurde der Zuber mit der Startnummer 8 „Meda Viking“. Die Rostocker Pablo-Neruda-Crew lieferte sich mit den „Poppbären“ aus Berlin in den Disziplinen „Show“, „Tempo“ und „Geschicklichkeit“ ein Kopf-an-Kopf-Rennen und konnte beim abschließenden Entensammeln mit 203 Stück den verdienten Sieg mit 35 Punkten einfahren. Dahinter war das Feld mit den „Poppbären“ (29 Punkte), dem Team Merseburger Elfer, das mit dem Zuber „Corax“ auf dem Wasserweg zum „Spielort“ gekommen war (29), den „Harz Happies“ (25), dem Kinder-Zuber „mini Rittersport“, ebenfalls aus Merseburg (23), und dem Leipziger Zuber „Drushka Lipsia“ (22) dicht gedrängt. Den 7. und 8. Platz belegten die Rostocker Zuber „Kieler Sprotte“ und „Yellow Submarine“ von den gastgebenden Organisatoren.
Lutz Scheibe, seit vielen Jahren Organisator des Waschzuberrennens, zeigte sich zufrieden, auch wenn das „heiße Strandwetter“ die Ursache dafür war, dass die Zuschauerzahl hinter der der Vorjahre zurückblieb.
Herzlich begrüßt wurde von den Organisatoren und den 2000 Zuschauern Carlo von Tiedemann, der filmische Eindrücke für die Sendung „Sportclub“ im NDR am 25. Juli sammelte. Der gestandene Moderator war von dem facettenreichen Spektakel begeistert und fasste während der Siegerehrung seine Eindrücke prägnant zusammen: „Hier wird großes Kino gezeigt!“
Deutsche Segel-Bundesliga setzte erstmals die farbigen Segel vor Warnemünde
„Gefühlte 80 Grad Celsius im Übertragungswagen“ (O-Ton im Live-Stream) machten es den Moderatoren, Joachim Hellmich und dem Rostocker Matthias Bohn, bei der Liveübertragung zu schaffen. Der gebürtige Westfale Hellmich, Projektleiter der Segel-Bundesliga, ist beeindruckt von den Menschenmassen am Warnemünder Strand und der Nähe der Regattabahnen zum Publikum. „Durch die heißen Bedingungen konnte Warnemünde noch nicht seine Qualitäten als eines der besten Reviere der Welt zeigen“, sagte Hellmich nach den ersten Rennen der 36 Clubs bei sehr wenig Wind. Diese wurden auf zwei Kursen, getrennt nach Erster und Zweiter Bundesliga, in Küstennähe mit je sechs Mannschaften ausgetragen. Um als Zuschauer die Boote voneinander zu unterscheiden sind diese mit farblichen Segeln gekennzeichnet, die Zweitliga-Boote ziert eine bunte Nummer am Bug.
Entsprechendes Fachwissen und taktische Finessen kommentierte der Rostocker Segelexperte Matthias Bohn anschaulich in der Livemoderation. „Die Kommentare sind sehr gut“, bestätigte auch der erfahrene Segeltourist Lutz Kramer, der seiner Berliner Seglervereinigung 1903 die Daumen drückte und per Fernglas beobachtete. Neben ihm fieberte Andrea Brandt, mit Sonnenschirm und Fernglas strandtauglich ausgestattet, ihrem Mann auf dem Boot vom Yachtclub Strelasund zu. „Ohhh Gott, sie sind Letzter“, rief sie über die Tribüne. „Wir hoffen, es wird besser“, so Brandt, die mit ihrem reichlichem Seglerwissen glänzt. „Abgerechnet wird am Schluss“. Geplant sind maximal 45 Rennen, die jeweils aus drei Wettfahrten à sechs Booten bestehen, in beiden Klassen.
Technik streikte aufgrund der Hitze
Nach den ersten drei Fligths führt in einem hochklassigen Teilnehmerfeld mit ehemaligen Olympiasiegern und Weltmeistern die Segelkameradschaft „Wappen von Bremen“ (6 Punkte) vor dem punktgleichen amtierenden Deutschen Meister, dem Norddeutscher Regatta Verein aus Hamburg, und dem Kieler Yacht-Club (7 Punkte). In der Zweiten Liga liegt die Entdecker- und Seefahrerfördervereinigung aus Hamburg auf dem ersten Rang. Das heimische Team des Akademischen SegelVerein Warnemünde befindet sich nach dem ersten Tag auf dem achten Platz der Zweiten Bundesliga wieder.
Neben den aufgebauten Zuschauertribünen am Strand nutze das segelinteressierte Publikum den Live-Stream im schattigen Zelt. Diese unterbrach kurzzeitig, als die Technik der Hitze Tribut zollte. In der Lounge pausierten die Segler vom Düsseldorfer Yachtclub während einer Rennpause und schwärmten davon, dass die Segel-Bundesliga mit in die WARNEMÜNDER WOCHE integriert ist. Erstmalig in diesem Jahr. „Cool, dass es so groß und richtig gut organisiert ist“, meint Julius Schrader vom jüngsten Team der Eliteliga. Durch diese Konstellation kommen die Segler im Gegensatz zu anderen Bundesliga-Segeltagen mit anderen Sportlern und der gesamten Segelszene in Kontakt. Ein Bonus, den nicht nur die Segelsportler aus Düsseldorf sehr schätzen.
Warnemünde Cup mit ersten Siegern
Bei den Seeregatten standen heute beim Warnemünde Cup bereits Gewinner auf dem Treppchen. In der Gruppe ORC 1 siegte die „Imagine“ unter Skipper Holger Streckenbach. Dieses Team kommt wie auch die Gewinner der Gruppe ORC 2, die „Sporthotel“ von Karl Dehler, aus Greifswald. In der Gruppe ORC 3 konnten sich das Rostocker Team um Thoralf Wigger auf der „Nemo“ durchsetzen. Des weiteren sicherte sich die Stralsunder Crew von Lennart Burke mit dem Schiff „Laika“ den Sieg in der Wertung Yardstick 1. Die Berliner Mannschaft von Uta Ihlenburg auf der „Galicia“ freut sich über den Gewinn in der Gruppe Yardstick 2.
Der Laser Europa Cup ist in diesem Jahr gut besetzt. 268 Segler haben in den drei unterschiedlichen Laserklassen den Weg an die Ostsee gefunden. Das größte Feld stellen die Laser Radial mit 141 Startern, zudem haben sie die weiteste Anreiserin unter sich, eine junge Dame aus Neuseeland. 23 der insgesamt 27 anwesenden Nationen tummeln sich unter den Athleten der Laser. In der olympischen Bootsklasse Laser Standard führt knapp mit einem Punkt Vorsprung der Pole Tadeusz Kubiak. Bei den weiblichen Laser Radial liegt die Französin Pernelle Michon nach einer Wettfahrt in Führung. Bei den Herren führt der Berliner Alexander Ebert. Ebenfalls aus Berlin kommt die Führende Julia Büsselberg bei den weiblichen Laser 4.7. Das Feld der Herren wird durch den Schweizer Joshua Schopfer angeführt. Bericht: Gesine Schuer, Warnemünder Woche. Fotos: © Warnemünder Woche.