Dienstag, 22. September 2015

"Morgenröte" auf dem Schweizer Sportbootmarkt

Wirtschaftliche Situation des nautischen Gewerbes in der Schweiz - Stand 22. September 2015.

Nach einem ziemlich verhaltenen 2014 konnte, wetterbedingt, die Vorjahressaison mehr als Wett gemacht werden. Mit dem Beginn der Interboot 2015 startet auch das Messegeschäft für die kommende Saison. Die gute Schweizer Beteiligung mit rund 50 Ausstellern lässt erwarten, dass sich viele Besucher aus der Schweiz auf die Messe begeben, um ihr nautisches Engagement für die kommende Saison zu planen. Ausstellungsflächenmässig konnten die Schweizer in diesem Jahr wieder etwas zulegen. Die Interboot bietet dem Schweizer Besucher eine umfassende Palette für die Binnenschifffahrt.

Die Halbjahreszahlen zeigen klar eine deutliche Zunahme gegenüber dem Vorjahr bei den Verkäufen von Motoren. Dies einerseits über den Verkauf bei kleineren Motorbooten, andererseits nimmt die Motorbootpalette, die mit Aussenbordmotoren ausgerüstet sind, zu. 2017 werden in der Schweiz 2-Takt-Motoren ausser Betrieb genommen, sofern sie die EU-Richtlinie mit den entsprechenden Abgasgrenzwerten nicht einhalten. Entsprechend werden Eigner von Altmotoren sich nach geeigneten Modellen umsehen. Gehandelte Aussenbordmotoren ca. 3‘000 Stück im Warenwert von ca. 7 Mio Schweizerfranken.

Bei den Segelbooten bleibt der Verkauf stabil gegenüber dem Vorjahr. Allenfalls kann mit einer leichten Zunahme im Bereich der Stückzahlen gerechnet werden. Der Wert der verkauften Einheiten wird wohl eher etwas abnehmen. Gehandelte Einheiten ca. 650-700 Stück im Wert von 24-26 Mio Schweizerfranken.

Bei den Motorbooten darf 2015 mit einer Zunahme bei den Verkäufen gerechnet werden. Im ersten Halbjahr wurden bereits 60% des Vorjahresverkaufs erreicht. Die optimale Sommersituation darf als gute Voraussetzung für eine optimistische Prognose angenommen werden. Gehandelte Einheiten ca. 900-1‘000 Stück im Warenwert von 75 – 80 Mio Schweizerfranken.

Da die Anzahl der immatrikulierten Sportboote (ca. 99‘500 Stück) seit ca. 10 Jahren unverändert hoch ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Branche im Bereich der Dienstleistungen (Servicearbeiten, Reparaturen, Winterlagerung etc.) in etwa die selbe Auslastung hat wie in den Vorjahren. Im Sommer 2015 wurden die Boote allerdings wesentlich mehr gebraucht als in der verregneten Saison 2014. Entsprechend darf auch auf ein gutes Winterlagergeschäft gehofft werden.

Jährlich wird jeweils im Februar von Behördenseite die Zahl der Absolventen von Sportbootführerscheinen erhoben. Rückmeldungen der Fahrlehrerverbände für das Jahr 2015 lassen darauf zurückschliessen, dass wiederum fast 8‘000 Sportbootführerscheine absolviert wurden. Davon sind ca. ¼ Segelprüfungen. Die Motorbootprüfung ist in der Schweiz zwingend ab einer Motorenleistung von 6 kW / Bodensee 4,4 kW und bei den Segelbooten ab einer Segelfläche von 15 m2 / Bodensee 12 m2.

Marketing als Branchenaufgabe!
Die Kampagne „Go Boating“ (www.goboating.ch) wurde durch den Schweizerischen Bootbauer-Verband im Jahr 2005 lanciert. 10 Jahre nach Realisierung kann festgestellt werden, dass es zentrale Aufgabe des Branchenverbandes ist, Nichtnautiker zum Bootssport zu motivieren. Immer mehr Leute entscheiden sich zwar spontaner zu einem Bootskauf, bleiben diesem jedoch nicht über Jahrzehnte hinweg treu. War noch vor über 12 Jahren die durchschnittliche Besitzdauer bei über 10 Jahren, so kann festgestellt werden, dass diese heute bei ca. 4 – 5 Jahren liegt. Tatsache ist aber auch, dass sich neue Bootsfahrer eher für ein Motor- als ein Segelboot entscheiden.

Berufsbildung als Herzstück der Branche
Die Schweizer Bootsbranche umfasst stabil 300 nautische Betriebe mit ca. 1‘300 Mitarbeitern. Der Rückgang bei den Ausbildungswilligen betrifft grundsätzlich alle handwerklichen Berufe, so auch die Ausbildungen zum Bootbauer (4 Jahre) und Bootfachwart (ab 2016 4 Jahre). Durch die Berufsbildungsreform konnten beide Berufe nun aufgewertet werden. Es ist zu hoffen, dass mit dieser Aufwertung und durch entsprechende Marketingmassnahmen junge Berufsleute für unsere Berufe motiviert werden können (www.traumberuf-bootbauer.ch). David Clavadetscher, Geschäftsführer Schweizerische Bootbauer-Verband.

Die Interboot ist noch bis Sonntag, 27. September 2015 täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet; der Interboot-Hafen täglich bis 19 Uhr. Kostenlose Bus-Shuttles bringen die Besucher vom Bahnhof, Fährhafen, Messe-Hafen und den Parkplätzen zur Messe und zurück. Der Interboot-Donnerstag steht ganz im Zeichen der Schweiz und lockt mit speziellen Aktionen, Showevents und Testmöglichkeiten. Alle Besucherinnen aus der Schweiz erhalten an diesem Tag freien Eintritt. Die Tageskarte kostet 10 Euro, ermäßigt 8 Euro. Die Familienkarte ist für 25 Euro erhältlich. Kinder zwischen sechs und 14 Jahre bezahlen 5 Euro. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.interboot.de und www.facebook.de/interboot.

Zufriedene Gesichter zur positiven Konjunktur der maritimen Wirtschaft: v.l. Sonja Meichle, Vizepräsidentin des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft und Geschäftsführerin von Ultramarin, Meichle + Mohr Marina in Kressbronn-Gohren, David Clavadetscher, Geschäftsführer des Schweizerischen Bootbauer-Verbandes, Zofingen, Schweiz, Clemens Meichle, Geschäftsführer des Verbandes der Bodenseewerften in Baden-Württemberg und Geschäftsführer von Ultramarin, Meichle + Mohr Marina in Kressbronn-Gohren und Klaus Wellmann, Geschäftsführer der Messe Friedrichshafen
David Clavadetscher, Geschäftsführer des Schweizerischen Bootbauer-Verbandes, Zofingen, Schweiz, sprach beim Branchengespräch über die wirtschaftliche Situation des nautischen Gewerbes in der Schweiz