Sonntag, 30. Juli 2017

Starkwindcrews stürmten auf das Treppchen

Der Abschlusstag der Internationalen Deutschen Jugend- und Jüngstenmeisterschaften zur Travemünder Woche wurde für die Crews noch einmal zu einer echten Herausforderung. Starker Wind im Mittel und einige kräftige Böen bildeten den Rahmen für anspruchsvolle Finals. Nicht alle Klassen wurden bei diesen Bedingungen auf das Wasser geschickt. Die Bahn Golf mit den Surfern, Teenys und O'pen Bic verzichtete auf einen Start. Die Piraten-Segler entschieden sich selbständig zu passen und stimmten das komplette Fernbleiben der Flotte mit der Wettfahrtleitung ab. Die kleinen Optimisten, die Laser, die kippeligen 29er, die 420er und die Europes gingen indes auf das Wasser und segelten ihr komplettes Meisterschaftsprogramm.

Zum Abschluss wurde es noch mal windig auf den Bahnen. Foto: segel-bilder.de
Optimisten
An dem Titelgewinn von Mic Mohr (Stralsund) gab es am finalen Tag nichts mehr zu rütteln. Auch ein 13. Platz zum Tagesauftakt warf den 13-Jährigen nicht mehr aus der Bahn. Mit einem Sieg zum Abschluss feierte der frischgebackene WM-Dritte den Titelgewinn bei der deutschen Jüngstenmeisterschaft. Damit folgte er seinem Bruder Roko, der im vergangenen Jahr auf Helgoland triumphiert hatte, jetzt aber zum Abschluss noch aus den Medaillenrängen herausfiel. Von Platz zwei fiel er auf Rang fünf zurück, musste einer Frühstart-Disqualifikation Tribut zollen. Damit war der Weg frei für Mewes Wieduwild (Berlin). Der WM-Starter schob sich durch einen guten letzten Tag noch auf Platz zwei. Und völlig unerwartet ging die Bronzemedaille an einen Lokalmatador. Jesper Bahr vom Lübecker SV krönte seine gute Serie in der Woche mit einem fünften und einem sechsten Platz am Samstag und dem Podiumsplatz insgesamt. „Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Ein tolles Ergebnis. Ich bin überwältigt“, war auch Trainer Uwe Schimanski überrascht von dem Coup seines Schützlings. Ergebnis

Teeny
Ohne weitere Wettfahrten konnte sich die Mannschaft Stefan Schmidt/Moritz Kretschmar (Seeburger See) zu den neuen Deutschen Jüngstenmeistern in der Teeny-Klasse krönen lassen. Nach dem Vize-Titel im Vorjahr machte Schmidt mit neuem Vorschoter den entscheidenden Schritt nach vorn. Innerhalb des vergangenen Jahres hat sich die Mannschaft „aneinander gewohnt“. Und jetzt läuft es perfekt für das Duo, das in zehn Wettfahrten sechsmal als Sieger über die Linie ging. Carlotta Meyer/Constantin von Camron (Dümmer) sicherten sich die Silbermedaille vor Nik und Oke Nommensen aus Plön. Ergebnis

O'pen Bic
Auch die O'pen Bic konnten sich zum Abschluss entspannen. Sie gingen nicht mehr auf das Wasser, so dass Leonard Beyer aus Hamburg seinen angestrebten Titelgewinn feiern konnte. Der zweitplatzierte Ken Izuki startet zwar für Japan, wohnt aber tatsächlich mit seinen Eltern im Allgäu. Er hat beide Staatsbürgerschaften, heißt in Deutschland Oliver Sanders, sorgte aber mit der „JPN“-Kennung für internationales Flair im Starterfeld der O'pen Bic. Rang drei und damit Bronze ging an Matti Biedermann (Crefeld). Damit musste Charlotte Finkenmeyer aus Surendorf nicht nur auf die Medaille, sondern auch auf ein Eis verzichten. In einer vereinsinternen Absprache mit den Surferinnen hätte sie das bei einem Platz auf dem Treppchen spendiert bekommen. Ergebnis

Europe
Robert Zink (Stevertalsperre) machte es im ersten Rennen des Tages zwar noch einmal spannend, als er lediglich Neunter wurde. Doch mit dem zweiten Platz in der letzten Wettfahrt der Europes sicherte er sich die Meisterschaft vor dem Bordesholmer Frederik Frerck und Vincent Schrader (Hüde). „Ich glaube, so gut habe ich mich noch nie gefühlt“, sprudelte es aus Robert Zink heraus. „Im ersten Rennen musste ich aufpassen, dass ich keinen Frühstart fahre oder eine Jury-Bestrafung kassiere. Als es dann nur der neunte Platz war, war ich schon ein bisschen nervös. Doch im zweiten Rennen hatte ich Glück, war auf der richtigen Seite und hatte dann die Kontrolle.“ Mit seinen Eltern machte er anschließend einen Sekt auf. „Das war mein absoluter Saisonhöhepunkt.“ Ergebnis >

Laser 4.7/Laser Radial
Julian Hoffmann segelte einen souveränen
IDJM-Titel bei den Laser 4.7 ein. Foto: segel-bilder.de
 Nach seinem Coup bei der Jugend-WM in Belgien, als er zum Vize-Titel in der U16 segelte, zeigte Julian Hoffmann aus dem Allgäu, welche Ausnahmestellung er in Deutschland einnimmt. Mit einem riesigen Vorsprung von 63 Punkten verwies er Gunnar Kröplin (Schwerin) auf Platz zwei. Tim Raible (Tegernsee) reihte sich auf dem dritten Platz ein und machte damit den Triumph der Binnensee-Segler perfekt

Das rasante Finale fegte dagegen beim Laser Radial die lange Zeit führende Laura Schewe (Kiel) noch vom Platz eins herunter. Ein sechster und ein 13. Platz am letzten Tag ließ sie hinter Nico Naujocks (Berlin) zurückfallen. „Nach den ersten Schwachwindtagen, die mir nicht in die Karten gespielt haben, war das schon eine sehr aufregende Aufholjagd. Je mehr Wind desto besser für mich. Deshalb hatte ich gehofft, dass es klappen könnte“, berichtete Naujocks. Mit zwei Siegen, die er jeweils auf den Vormwindkursen souverän herausfuhr, gelang ihm ein eindrucksvoller Abschluss. Jetzt strebt Naujocks das Triple an: Vor der Deutschen Meisterschaft hat er die Jugendeuropameisterschaft gewonnen, und im August geht es zur Jugend-WM in die Niederlande. Ergebnisse: Laser 4.7, Laser Radial

29er
Paul Pietzcker/Linus von Oppen (Berlin) starteten mit zwei Siegen bei den 29ern in den Tag und gingen dann noch einmal volles Risiko, um die führenden Norweger Mathias Berthet/Alexander Franks Penty zu attackieren. Mit dem elften Platz zum Abschluss wurde diese Attacke zwar belohnt, aber die Berliner waren dennoch zufrieden: „Die Norweger fahren sehr konstant und dann blieb auch noch der Wind etwas weg, so dass wir nicht mehr vorbei konnten. Aber wir sind glücklich. Unser Ziel war es, die Position als deutsche Nummer eins zu verteidigen“, berichtete Vorschoter Linus von Oppen. Das ist den Deutschen Jugendmeistern des Vorjahres gelungen. Als einzige deutsche Mannschaft standen sie hinter den Norwegern und vor den Schweden Oscar Engström/Hugo Westberg auf dem Siegerpodest. „Gerade heute hatte wir noch mal unseren Spaß. Es war nicht einfach zu segeln, aber schnell.“ Im August fährt das Team nun zur Europameisterschaft und will dort in die Top-Ten segeln. Ergebnis

420er
Die 420er-Crews hatten bei den Starkwindbedingungen
zum Abschluss ihren Spaß. Foto: segel-bilder.de
„Das lief heute alles nach Plan“, erklärte Linus Klasen knapp, während er das Boot verlud. Gemeinsam mit Steuermann Daniel Göttlich (Berlin) verteidigte er die am Freitag eroberte Führung und holte sich den IDJM-Titel der 420er. Angesichts der starken Winde waren Göttlich/Klasen schon mit der Erwartung in den letzten Tag gegangen, sich das Gold bei der Travemünder Woche zu sichern. Und mit zwei Siegen zum Abschluss enttäuschten sie sich nicht. „Wir hatten den Bootsspeed, den wir uns erhofft hatten und haben die richtigen taktischen Entscheidungen getroffen“, sagte Klasen. Für die Mädchen-Crew Theresa Steinlein/Lina Plettner (Bayern), die drei Tage an der Spitze des Rankings standen, verflogen mit dem Starkwind die Titelhoffnungen. Aber sie konnten Platz zwei gegen den Vorjahres-Meister Philipp Royla (Uerdingen) absichern, der sich mit Kim Fernholz nach Gold im Vorjahr nun Bronze sicherte. Ergebnis

Pirat
Die Piraten-Segler wollten angesichts der Böen-Vorhersage nichts mehr riskieren am Abschlusstag. Schon am Freitag waren einige Mannschaften mit den Bedingungen überfordert, und die Erfahrungen der Vergangenheit mahnten die Klasse zur Vorsicht. Deshalb verzichteten sie geschlossen auf das Auslaufen, obwohl ein Start für sie vorgesehen war. „Der Wetterbericht ist so, dass einige jüngere Crews Probleme bekommen würden“, sagte der Jugendobmann der Klasse, Lukas Brüning am Morgen. „Die älteren und erfahreneren Mannschaften nehmen darauf Rücksicht. Es ist gut, dass es diesen Zusammenhalt in der Klasse gibt. Die Piraten sind eben anders aufgestellt als andere Klassen.“ Ergebnis

Bic Techno 293/Bic Techno 293 Plus
Felix Kupky gewann den Surf-Titel. Foto: segel-bilder.de
Für die Surfer waren am Morgen durch die Wettfahrtleitung die Rennen abgesagt worden. Felix Kupky wäre indes gern noch auf das Wasser gegangen: „Ich glaube, ich hätte das Brett beherrscht, kann gut mit viel Wind umgehen.“ Damit hätte er noch stärker unter Beweis stellen können, dass er der verdiente Titelträger ist. Aber auch so war er der dominierende Surfer im Feld der Bic Techno in der „Normal“-Version des Boards. Der junge Berliner hat nun noch den Gewinn des Techno-Cups im Visier, bei dem er bereits zwei von vier Regatten gewonnen hat. Und im Oktober geht es für ihn zur Weltmeisterschaft. Hinter Kupky surften Samy Vielhuber (Chiemsee) und Eike Drawe (Berlin) auf die nächsten Plätze.

Das Pendant zu Kupky war bei den Bic Techno 209 Plus Richard Sprenger. Der Paderborner setzte sich mit dem stärker werdenden Wind im Meisterschaftsverlauf an die Spitze und wurde so neuer Meister – wenn auch nur mit einem knappen Vorsprung von einem Punkt gegenüber Selina Horber (Chiemsee) und Aurel Thase.
Ergebnisse: Bic Techno 293, Bic Techno 293 Plus

Am Abend gingen dann die Meisterschaften mit der gemeinsamen Siegerehrung aller Jugendklassen zu Ende. Bei der Ehrung wurden neben den Gesamtsiegern auch die Altersklassenmeister (s. Ergebnisliste) geehrt. Und die Zeremonie spiegelte noch einmal die Woche wieder. Von Regen bis Sonne waren während der eineinhalb Stunden alle Wetterbedingungen vertreten. Ralf Abratis, Presse Travemünder Woche.

Gruppenbild der Top-Platzierten. Foto: segel-bilder.de

29er bringt die Jugend in Geschwindigkeitsrausch
Paul Pietzcker und Linus von Oppen fühlten sich zum Abschluss der IDJM richtig wohl. Foto: segel-bilder.
Die noch junge Bootsklasse 29er trifft den Nerv der Zeit. Mit dem Nachwuchs-Skiff lassen sich Geschwindigkeiten von weit über 20 Knoten erzielen, und „gerade das Geschwindigkeitspotenzial fasziniert die Jugendlichen“, erzählt Jörg Becker, Vorsitzender der 29er-Klassenvereinigung. Nicht nur Windbedingungen und seglerisches Geschick lassen die kleinen Skiffs vor allem unter Gennaker über das Wasser flitzen. Einen relevanten Faktor spielt insbesondere das Gewicht der Crew, das im Idealfall bei rund 120 Kg liegt.

Die deutschen Jugendmeister 2016, Paul Pietzcker und Linus von Oppen, gehören mit ihren 18 Jahren zu den „älteren und größeren Teams“ im Feld der 29er bei der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft (IDJM) zur Travemünder Woche. „Vor allem bei leichten Winden ist das Gewicht nachteilig, weil bei der geringeren Geschwindigkeit mehr Wasser verdrängt werden muss“, erklärt Linus von Oppen. Der Vorschoter des Teams, der seit vier Jahren mit Steuermann und Crewpartner Paul Pietzcker zusammen 29er segelt, beschreibt weiter, dass „die unbeständigen und leichten Winde und Winddreher schwierig zu segeln waren“. Doch nach ein paar Leichtwindtagen setzte sich vor Travemünde eine starke Brise durch, so dass am Ende die Berliner aber zufrieden sein konnten. Zwar konnten sie nicht mehr ganz auf Platz eins klettern. Doch hinter den den Norwegern Mathias Berthet/Alexander Franks Penty landeten sie auch Platz zwei.

Der 29er gilt als Vorstufe für den olympischen Skiff 49er. Im Rahmen der IDJM in Travemünde haben die 50 Teams insgesamt 18 Wettfahrten geplant – und damit sechs mehr als das Gros der anderen Bootsklassen. „Der Kurs der Regattabahn ist kürzer und die angepeilte Zeit für ein Rennen niedriger, weil unter anderem die Rumpfgeschwindigkeit der 29er höher ist“, erklärt Gesamtwettfahrtleiter Brian Schweder. Die Jolle kommt durch seine flache Rumpfform schneller ins Gleiten. Allerdings ist der 29er durch die Form wesentlich kippeliger, weshalb neben ausreichend Wasserstunden vor allem auch Ausdauer-, Kraft- und Koordinationstraining eine bedeutende Rolle im Segeltraining spielen, um den Skiff insbesondere bei schwierigeren Wind- und Wellenbedingungen zu beherrschen. Ergebnis

J/22 und Kurzstrecken-Rennen auf der Seebahn
Harte Bedingungen auch für die Yachten
auf der Seebahn. Fto: segel-bilder.de
Zum Abschlusswochenende schickte Seebahn-Wettfahrtleiter Uwe Wenzel die seegehenden Yachten zu den Up-and-Downs an den Start. Dazu hatte er die J/22 auf seinem Kurs, die ihren zweiten Tag der German Open segelten.

Jeweils drei Rennen brachte Wenzel mit seiner Startschiffcrew für die J/22 und die Yachten nach Vermessung über den Kurs. Die Kielschiff-Segler legten damit die Basis für den Abschluss-Sonntag, an dem sie den Mittelpunkt der Regatten bilden. Zwei Wettfahrten stehen noch bei den Up-and-Downs auf dem Plan. Maximal drei Wettfahrten haben die J/22 noch vor sich.

Bei den German Open der J/22 läuft alles auf einen Titelgewinn für die Lokalmatadoren um Svend Hartog (LSV) hinaus. Nach dem perfekten Start am Freitag mit drei Siegen knüpfte er nahtlos an diese Leistung an. Allerdings kreuzte er in einem Rennen die Ziellinie nur als Zweiter, da er nach dem Start vermutete, zu früh über die Linie gegangen zu sein. Er bereinigte seinen vermeintlichen Frühstart und musste dem Feld hinterherhetzen.

Bei den abendlichen Showrennen konnte sich Hartog allerdings nicht durchsetzen. Er schied bereits im Halbfinale der SAP Trave Races aus. Die Siegprämie in Form von leckerem Marzipan sicherte sich nach zwei Rennen Philipp Junker vom Möhnesee. Ergebnis